- futterfürdieseele
3. Woche: Frei von Enge
Aktualisiert: 18. März
Blick nach innen.
Wir Webenden
von Giannina Wedde
Es muss wohl einen Grund haben,
dass wir so oft die Augen schließen,
so oft auf das Sehen verzichten,
das uns sicher durch die Außenwelt navigiert,
uns so oft verletzbar machen
in einer Welt der wachsamen Blicke.
Wenn wir ruhen oder schlafen,
durstig nach neuen Strömen der Kraft,
wenn wir dem Heimweh unseres Herzens folgend
beten und uns in das Geheimnis versenken,
wenn wir nach einer verblassten Erinnerung suchen
oder nach einem Gedanken,
in den wir noch hineinwachsen müssen,
schließen wir die Augen.
Und auch, wenn wir, bewegt von Vertrautheit
oder ungeduldiger Sehnsucht
den geliebten Mund küssen,
wenn wir einen Freund umarmen,
wenn wir den sorgfältig komponierten Klängen
einer Musik lauschen, die uns aus Gründen,
die wir nicht verstehen, mit einem Schmerz versöhnt.
Wir schließen die Augen,
wenn wir etwas tief verkosten möchten
wie den feinen Geschmack von Safran
oder den Duft, der einem Gewitter vorausgeht,
wenn wir unsere Wange an das weiche Fell
der Katze schmiegen oder die Fingerspitzen
in den ersten Schnee tauchen,
wenn wir träumen, wie es wäre, aufzuwachen
in einer Welt, die frei von Schrecken ist.
Wir schließen die Augen
und lassen uns in die Dunkelheit fallen,
wie ein Vogel sich fallen lässt in die wogenden Lüfte,
in den Himmel, der Teil seines Körpers ist.
Unsere Sinne wachsen über sich hinaus
und werden frei von der Enge des Gegebenen,
von Raum und Zeit und der Schwere der Mutlosigkeiten,
frei, das Undenkbare zu denken,
es zu sehen, zu hören und zu schmecken
und dankbare Hände danach auszustrecken.
Wie viele Dinge warten wohl darauf,
dass wir sie aus dem Dunkel unter unseren Lidern
ins Leben stellen, dass wir die Wunden,
die wir schlugen, träumend trösten,
und einer Ahnung, die das Gute will,
gesunde Erde an die Wurzel legen.
Wie viele Dinge warten wohl darauf,
dass wir die Augen schließen,
um mit ihnen zu verschmelzen,
um selbst ganz Duft und Geigenklang zu sein
und auch die samtene Berührung.
Es ist derselbe Raum,
den wir mit einem Lidschlag teilen,
wir Webenden der Innenwelt und Außenwelt.
Entnommen aus:
In winterweißer Stille, S. 149 © Vier-Türme GmbH, Verlag, 2021
Innenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick
Text von Angela Gessner
Erinnern Sie sich auch noch an einen Satz Ihres Fahrlehrers bezüglich des Verhaltens beim Überholvorgang: „Innenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick.“ Meine Fahrstundenzeit ist schon sehr lange vorbei, aber diesen Satz höre ich noch heute. In einem Gespräch mit einem Inhaftierten hier in der JVA, ist mir dieser Satz vor einigen Wochen nochmal ganz neu bewusst geworden. Er, wie viele andere auch, fragt sich immer wieder wie es zu seiner Tat kommen konnte, was er hätte anders machen müssen und wer es hätte verhindern können. Es ist der Blick in den „Rückspiegel“ seines Lebens. Was aber passiert, wenn ich nur noch in den Rückspiegel schaue? Wenn mein Denken fast ausschließlich um die Fragen „Was hätte ich/andere…? Was wäre …?“ kreisen würde? Der Blick in den Rückspiegel (was hinter mir liegt) und die Außenspiegel (was neben mir geschieht) des Lebens ist wichtig, lebenswichtig. Mit dem Blick über die eigene Schulter vermeide ich die Gefahren des persönlichen „toten Winkels“ bei Entscheidungen. Der Großteil meiner Aufmerksamkeit allerdings muss nach vorn gerichtet sein, dem vor mir liegenden Weg gelten. Innenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick und dann vertrauensvoll in die Zukunft fahren! Das gilt gerade im Moment auch für die Kirche!
Impulse
Wenn Sie in den nächsten Tagen mit Ihrem Auto unterwegs sind, schauen Sie doch mal bewusst in die verschiedenen Spiegel. Wie häufig schauen Sie in die drei Spiegel, wie häufig nach vorn?
In welcher Situation hat der Blick über die eigene Schulter etwas verändert?
Zur Person:
Angela Gessner ist Gefängnisseelsorgerin in der JVA Weiterstadt.
Hier findet sich der Link zur Gefängnisseelsorge im Bistum Mainz:
Start - In der justizvollzugsanstalt | In der Justizvollzugsanstalt - Bistum Mainz
Hier findet sich der Link zur Gefängnisseelsorge auf Bundesebene:
Gefängnisseelsorge (gefaengnisseelsorge.net)
Lied: "Hoffnungsmaschine
von Erdmöbel
Bibeltext
Psalm 63, 6-7
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, mein Mund lobt Dich mit jubelnden Lippen. Ich gedenke Deiner auf meinem Lager und sinne über Dich nach, wenn ich wache.
Lied: "Da wohnt ein Sehnen tief in uns"
Gesungen vom Chor ConTakt unter der Leitung von Cordula Bauske
Text und Melodie: Anne Quigley / deutsch: Eugen Eckert
Bildbetrachtung: "a home without freedom is a cage"
Bild von Susanne Weser. Zu finden bei Instagram unter @wavyweser

Selbstgewählt
von Maria Moreth
Enge im weiten Atem der Brust
in den Flügeln meines Rückens
halte ich fest an den Mustern des Angeblichen
Blind für das Sehende
ahne ich im Inneren das Freie
traue ich anderen zweifelnd der Gefangenschaft
Glaubenssätze irren im Kopf
im Magen Angstgedanken
atme ich Parolen rücksichtslos in die Wäsche meiner Kleider
In den Muskeln meiner Arme
klage ich der Freiheit Enge
zahle meinen hohen Preis der Uneinsichtigkeit
Segen
von Angela Gessner
Gott, siehst Du den Hunger und Durst in unserer Seele
in aller Seelen
Wir halten ihn vor dich
Wir halten ihn dir hin
und bitten um deinen Segen
Segne unseren Hunger nach Glück und Liebe
und den Durst nach Frieden und Ganzsein
Segne
unseren Hunger nach dem Duft und Klang des Lebens
den Durst nach Tagen voller Tanz
Segne
unser Suchen und unser Sehnen
unser Finden und Neubeginnen
Segne, Gott,
unseren Hunger und Durst nach Dir
Sättige unsere Seele
heute und morgen
und immer
Amen
@Segen_leben

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Jeden Tag gibt es Stories über Gott und die Welt.
Wir freuen uns auf dich!
Unterstützung für die Ukraine
Der Krieg in der Ukraine macht uns Angst und sprachlos.
Neben dem Gebet um Frieden, müssen wir auch tatkräftig die Menschen vor Ort und die Geflüchteten unterstützen.
Wir möchten aufmerksam machen auf:
Caritas International
Ukraine: Hilfe für die Leidtragenden des Kriegs (caritas-international.de)
Hessen hilft
Hessen hilft Ukraine | innen. hessen.de