- futterfürdieseele
4. Woche: Träume Dich hinein
In das Heute, morgen und übermorgen...
Träume dich in die Welt hinein
von Giannina Wedde
Es gibt Tagträume,
die uns entlang der tiefen Furchen unserer Wehmut
aus der Welt herauslocken,
weit fort von den Dingen, die uns bedrängen und verwunden,
weit fort auch von uns selbst und dem,
was wir noch werden könnten,
und der Last all der unbeantwortbaren Fragen
auf unserem Herzen.
Immer lauter ruft aus diesen Träumen eine Verheißung,
die sich nie zu erkennen gibt
und deren einzige Unwiderstehlichkeit es ist,
der Wirklichkeit, wie wir sie kennen, zu widersprechen.
Wenn wir ihr folgen, sind wir Fliehende,
Vermeidende mit fest verschlossenen Augen,
und wir gehen der Welt verloren.
Du aber träume nicht auf diese Art,
die dich und die Zukunft bestiehlt.
Träume dich nicht hinaus aus der Welt,
die übersät ist mit Wunden
und die noch viele Seherinnen brauchen wird,
viele Prophetinnen und Alchemisten, Theurgen und Weberinnen,
viele Mutentbrannte, deren Sinne sich verrücken lassen
auf unserer Reise zu gereifter Menschlichkeit.
Träume dich in die Welt hinein,
die deinen unbezähmten Geist braucht wie deine Hände
und die deine offenen Augen ersehnt.
Träume dich immer tiefer in ihre Blutgefäße,
in das Raunen der Felsen, das Rauschen der Meere,
in das Tasten der Moose und Flechten
auf nachtschwarzer Erde.
Hinein in die Nadeln der Weißtannen und das Knistern
des Schnees, hinein in das Morgenlied des Zeisigs
und in die Wölbung des Regenbogens,
bis auch dir die Lieder und die Farben aus den Sinnen fallen
und aus den Worten, die du deinen Liebsten sagst.
Träume dich hinein in die Schmerzen der anderen,
mit einem Gebet der Linderung auf den Lippen,
träume über Gräben blühende Brücken
und auf die Befürchtungen unserer Kinder
den Stern der Verheißung,
den niemand trägt als du und ich
und jeder Mensch, der ihn in seine Hände nimmt
mit hungriger Zuversicht und unbesiegter Zärtlichkeit.
Entnommen aus:
In winterweißer Stille, S. 134 © Vier-Türme GmbH, Verlag, 2021
Träume. Visionen. Wirklichkeit.
von Thomas Gabriel
Was sind Träume im Moment noch wert? Oder besser gefragt: wie stehen sie im Kurs?
Halten wir unsere Träume als Schutzschild gegen unverhohlene Gewalt hoch?
Und: was hilft das?
Die Situation ist beängstigend, apokalyptisch. So nahe ist mir der Krieg noch nie gekommen. Und viele meiner Träume, die ich mein Leben lang in meiner Musik verwirklichen konnte, erscheinen mir jetzt: nicht in die Zeit passend. Plötzlich herrscht das gnadenlose Gesetz des Stärkeren.
Und dann fällt mir beim Aufräumen eine CD in die Hand: „Heiliger Glanz“, gesungen von einem befreundeten ukrainischen Ensemble, das vor einigen Jahren durch die Gemeinden unseres Bistums getourt ist. Und ich höre tiefreligiöse Musik, traumhaft schön, zweifelsfrei, frei von Zweifeln. Und ich denke an deren stets zweigeteilten Auftritte: entrückende Chormusik im Gottesdienst, und dann, nach Garderobenwechsel in der Sakristei, mitreißende Folklore auf dem Kirchplatz. Und ich ziehe den Hut vor dem ukrainischen Volk, das für seine Werte – Religion, Kultur und Heimat – bereit ist, zu sterben. Diese Qualität von Träumen reicht tief, bis an die Wurzeln der Existenz, bis hin zum Märtyrertum.
Wie tiefe Wurzeln haben unsere Träume, unsere Musik, unsere Kultur? Wie weit sind wir bereit zu gehen? Ich habe leider den Eindruck, dass Dekoration und Fassade allzu oft unseren Kulturbetrieb bestimmen. Unsere Träume: im Wohlstand geboren, risikofrei, schöne Aphorismen, Empathie auf begrenzte Zeit.
Wenn ein Sturm über unsere Traumlandschaft hinwegfegt, wenn die Kulturlandschaft erschüttert wird, werden wir schnell sehen, wie tief unsere Wurzeln reichen, wieviel Halt wir finden. Wir brauchen einen neuen Impuls, eine Initiative für christliche Kultur. Wir brauchen Künstler, deren Träume bis in die tiefsten Keller reichen, und auf die die höchsten Sehnsüchte gebaut werden können. Unsere Bausteine für die Träume sind die Tränen, die zu Perlen werden, wie es in der Vision des himmlischen Jerusalems heißt: „Die Tore sind aus reinen Perlen, Tränen, die gezählt.“(1) An dieser Traumstadt möchte ich mit bauen, mit tiefen Fundamenten, allem Ernst und Tiefgang, und aus dieser Tiefe Träume erschaffen, die der Wirklichkeit standhalten.
(1) Lied: „Ihr Mächtigen, ich will nicht singen“ (Naomi Schemer 1967)
"Wo bist Du?"
von Marco Michalzik
Bildbetrachtung: "The Flow"
Bild von Susanne Weser. Zu finden bei Instagram unter @wavyweser

Rettung
von Maria Moreth
Eingezogen in die Wände meiner Sturheit
Vereinnahme ich dich
Verausgabe ich mich
Ahne Tiefe
Ahne Schmerz
Herausgezogen aus den Fesseln meiner Fehler
Gewinne ich mich zurück
Gehalten durch dich
Spüre Weite
Spüre Heilung
Lied: "40"
von U2
Bibeltext
Psalm 40
1 Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.
2 Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.
3 Er zog mich herauf aus der Grube des Grauens, aus Schlamm und Morast. Er stellte meine Füße auf Fels, machte fest meine Schritte.
4 Er gab mir ein neues Lied in den Mund, einen Lobgesang auf unseren Gott. Viele sollen es sehen, sich in Ehrfurcht neigen und auf den Herrnvertrauen.
5 Selig der Mann, der auf den Herrn sein Vertrauen setzt, der sich nicht zu Aufdringlichen wandte und zu in Lüge Verstrickten.
6 Vieles hast du getan, Herr, du mein Gott:/ deine Wunder und deine Pläne für uns. Nichts kommt dir gleich. Wollte ich von ihnen künden und reden, es wären mehr, als man zählen kann.
7 An Schlacht- und Speiseopfern hattest du kein Gefallen, / doch Ohren hast du mir gegraben, Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
8 Da habe ich gesagt: Siehe, ich komme. In der Buchrolle steht es über mich geschrieben.
9 Deinen Willen zu tun, mein Gott, war mein Gefallen und deine Weisung ist in meinem Innern.
10 Gerechtigkeit habe ich in großer Versammlung verkündet, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es.
11 Deine Gerechtigkeit habe ich nicht in meinem Herzen verborgen. / Ich habe gesprochen von deinem Heil und deiner Treue, nicht verschwiegen deine Huld und deine Treue vor großer Versammlung.
12 Du, Herr, wirst dein Erbarmen nicht vor mir verschließen. Deine Huld und deine Treue werden mich immer behüten.
13 Denn Leiden ohne Zahl haben mich umfangen, / meine Sünden haben mich eingeholt und ich vermag nicht mehr aufzusehn. Zahlreicher sind sie als die Haare auf meinem Kopf und der Mut hat mich verlassen.
14 Es gefalle dir, Herr, mir zu helfen! Herr, eile mir zu helfen!
15 In Schmach und Schande sollen alle fallen, die mir nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen und vor Scham erröten, die sich über mein Unglück freun.
16 Wegen ihrer Schmach sollen erschaudern, die zu mir sagen: Ha, dir geschieht recht.
17 Frohlocken sollen und deiner sich freuen alle, die dich suchen. Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: Groß ist der Herr.
18 Ich aber bin elend und arm. Der Herr wird an mich denken. Meine Hilfe und mein Retter bist du. Mein Gott, säume doch nicht!
Gebet
von Marcella Luft-Weber
Schenk mir Träume,
Gott.
Träume nach dem Mehr im Leben.
Voller Vision.
Reich an Mut
und Unerschütterlichkeit.
Schenk mir Träume,
Gott.
In Zeiten des Zweifelns,
der Tränen
und der Hoffnungslosigkeiten.
Schenk mir Träume,
Gott.
Die Wirklichkeit werden.
Heute. Hier. Und Jetzt.
Die Frieden schenken
und Sehnsüchte stillen.
Amen.
@Segen_leben

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Unterstützung für die Ukraine
Der Krieg in der Ukraine macht uns Angst und sprachlos.
Neben dem Gebet um Frieden, müssen wir auch tatkräftig die Menschen vor Ort und die Geflüchteten unterstützen.
Wir möchten aufmerksam machen auf:
Caritas International
Ukraine: Hilfe für die Leidtragenden des Kriegs (caritas-international.de)
Hessen hilft
Hessen hilft Ukraine | innen. hessen.de
Lied: "Frieden fängt im Kleinen an"
Musik: Thomas Gabriel